Emilie Wicha

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Emilie Wicha, verh. Buchholz (* 7. Oktober 1914 in Wien; † 19. Mai 2007) war eine Angestellte der Zentralstelle für jüdische Auswanderung in Wien sowie in Prag.

Leben

Emilie Wicha wurde in Wien-Brigittenau in eine Familie geboren, die dem Nationalsozialismus früh anhing. Ihr Vater, ein Maschinentechniker, trat 1935 der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP) bei; auch ihre beiden Brüder engagierten sich nach dem Parteiverbot 1933 illegal für die NSDAP.

Nach dem Besuch der Volks- und Mittelschule absolvierte Wicha eine dreijährige Ausbildung an der Zentrallehranstalt für Frauengewerbe. Es folgten zwei Jahre beruflicher Praxis bei einem Wiener Innenausstatter. 1935 begann sie die Ausbildung an der Lehrerinnenbildungsanstalt für Gewerbelehrerinnen, die sie erfolgreich abschloss. Ab 1937 war sie als Assistenzlehrerin tätig. 1939 erhielt sie die Lehrbefähigung für Materialienkunde sowie kunstgewerbliche Handarbeiten, ergriff jedoch einen anderen Beruf.[1]

Im Juni 1939 erhielt sie eine Anstellung als Stenotypistin in der Zentralstelle für jüdische Auswanderung in Wien. Im Jänner 1940 wechselte sie an die Zentralstelle in Prag, die bis zum Ausreiseverbot für Juden im Dezember 1941 die Vertreibung der jüdischen Bevölkerung aus dem vom Deutschen Reich besetzten Protektorat Böhmen und Mähren organisierte.[2] Ende 1940 heiratete sie ihren aus Wien stammenden Kollegen Richard Buchholz, einen SS-Obersturmführer (vergleichbar einem Oberleutnant), der ebenfalls in der Prager Zentralstelle tätig war. Das Ehepaar wohnte in der Dienststelle in der damaligen Schillstraße 11 (heute Dělostřelecká 11). Im Frühjahr 1941 wurde eine gemeinsame Tochter geboren. Nach der Geburt iher Tochter soll sie ihre Arbeit beendet haben.[1]

Beide Brüder von Emilie Buchholz, Josef und Otto Wicha, fielen als Soldaten der Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg.[1]

Gegen Ende des Krieges wurde Emilie Buchholz vermutlich ins Salzkammergut evakuiert. Ihrem Ehemann, einem ehemaligen Mitarbeiter Adolf Eichmanns, gelang 1945 die Flucht aus Prag. 1947 wurde er in Bad Goisern verhaftet; das Verfahren vor dem Volksgericht in Linz endete 1949 mit einem Freispruch. In der Folge lebte die Familie in einer Wohnhausanlage in Linz, die als „Hitlerbau“ bekannt war.[1]

Nachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3  Sophie Lillie: Täter und Täterinnen. In: Schaltstelle des Terrors. Geschichte und Personal der Zentralstelle für jüdische Auswanderung Wien 1938-1943. Böhlau, Wien 2025, ISBN 978-3-205-22381-8, S. 276 f. (Online).
  2.  Wolfgang Benz: Zentralstelle für jüdische Auswanderung. In: Enzyklopädie des Nationalsozialismus. 2001, S. 700.