Rainersteg
Der Rainersteg (Hängebrücke / Drahtsteg, auch Nußbaumersteg) war eine Fußgängerbrücke für Einheimische und Wanderer bzw. Vieh, welche ab etwa 1925 die Gemeinden Krumbach und Doren in Vorarlberg verband und die Weißach querte. Die Brücke hatte nur lokale Bedeutung. Zuvor bestand an dieser Stelle bis ins 18. Jahrhundert die Rainprugg.
Name
Der Name wird vom hier befindlichen Flurstück „Rain“ (Dorener Seite) bzw. „Rein“ (Krumbacher Seite) abgeleitet. Rain ist eine Bezeichnung für eine „Flurgrenze“), zum Beispiel einen Übergang zwischen einer Feldterrasse zur nächsten („Stufenrain“) und ist meist grasbewachsen.
Der Name „Steg“ bezeichnet eine kleine Brücke für Fußgänger und Vieh (heute auch Radfahrer). „Draht(seil)steg“ wiederum bezieht sich auf das verwendete Material, die Stahl- und Drahtseile. Die Bezeichnung Draht(seil)steg war im süddeutschen Raum, Österreich und Schweizer Raum für eine solche schmale Hängebrücke für Fußgeher vor dem Zweiten Weltkrieg gebräuchlich.
Ähnliche sogenannte Drahtstege im Bregenzerwald befanden sind z. B. zwischen
- Alberschwende und Buch (Drahtseilsteg Doren – Alberschwende bzw. Drahtsteg Bozenau) über die Bregenzer Ach,
- Lingenau und Egg über die Subersach (Lingenauer Hängebrücke) oder
- Langen bei Bregenz und Buch (Drahtsteg Langen – Buch),
- Drahtsteg Hittisau über die Bolgenach.
Siehe auch die Seilbahnfähre Andelsbuch–Schwarzenberg
Lage
Der Steg querte die Weißach und befand sich zwischen Doren und Krumbach etwa bei Gewässerkilometer 2,64 der Weißach. Etwa 70 Meter flussaufwärts mündet der Kirchgraben von Doren kommend in die Weißach.
Das Kurhotel Roßbad befindet sich im Südosten etwa 900 Meter Luftlinie entfernt, zum Steg zwischen Unterlangenegg und Doren im Südwesten waren es rund 1500 Meter Luftlinie, zum Zentrum von Doren im Norden rund 900 Meter Luftlinie, zum heutigen Zentrum von Langenegg im Südosten etwa 900 Meter Luftlinie, zum Zentrum von Krumbach im Osten etwa 3,8 Kilometer Luftlinie.
Flußaufwärts ist die nächste Brücke über die Weißach für Schwerlastverkehr die Brunsttobelbrücke in rund 3300 Meter Luftlinie Entfernung. Etwa 150 Meter flussabwärts des heutigen Standorts der neuen Brunsttobelbrücke stand die alte Brunsttobelbrücke.
Der Bodensee bzw. Bregenz sind im Nordwesten rund 9 Kilometer Luftlinie entfernt. Zur Einmündung der Weißach in die Bregenzer Ache sind es in Richtung Südwesten rund 2300 Meter Luftlinie.
Heute ist die Stelle, an welcher der Drahtsteg stand im Vorarlberger Geographisches Informationssystem (VOGIS) immer noch als „Rainersteg“ bezeichnet.
Geschichte
Rainprugg
Der erste Steg bzw. die erste Brücke (Rainprugg) die hier bestand, ist eine alte Verbindung, über den ein Viehweg vom Gericht Sulzberg[1] zu den Hittisauer Alpen verlief. 1709 wurde diese „Rainpruggen“ um 584 Gulden von Meister Joseph Bechter neu errichtet. Der Amtmann und Richter Johann Georg Vögel aus Sulzberg ließ diese Brücke 1792 eigenmächtig abbrechen und rund drei Kilometer stromaufwärts an die „Brunst“ ziehen und dort neu errichten (alte Brunsttobelbrücke). Die Gemeinde Krumbach war an der „Rainprugg“ Fünftelteilhaberin, doch wurde diese zur Verlegung nicht gefragt. Es wird davon ausgegangen, dass Johann Georg Vögel für sein Vieh einen kürzeren Weg für den Auftriebweg auf seine Alpen haben wollte. Der damalige Wirt des Gasthaus Hirschen in der Parzelle Rain in Krumbach verlor dadurch einen erheblichen Teil seiner Einnahmen und klagte Vögel. Dieser verlor den Prozess und musste 1796 einen Ersatzsteg errichten lassen.
Die Brücke erlangte wegen der nun in der Brunst befindlichen Brücke nicht mehr die Bedeutung wie zuvor. Sie wurde immer weniger instandgehalten. Als diese nicht mehr vorhanden war, bestand hier zeitweise ein Fährdienst.[2]
Rainersteg
1925 übernahm Xaver Nußbaumer das Roßbad in der Gemeinde Krumbach und ließ auf seine Kosten einen Drahtsteg über die Weißach, die zweite Brücke, den „Rainersteg“, errichten. Dafür wurden die alten Brückenwiderlager der „Rainprugg“ mitverwendet (die noch heute teilweise sichtbar sind). Der Steg sollte zur Steigerung der Frequenz zum Roßbad für Gäste aus der Gemeinde Doren dienen. Bereits 1937 wurde der Steg von der Behörde als nicht betriebssicher eingestuft und die Benützung verboten. Die Seile wurden später verkauft und das Brückenholz verbrannt.[3][4] Auf einem Luftbild aus den 1950er-Jahren des Vorarlberger Geographischen Informationssystems ist an der entsprechenden Stelle eine Verbindung noch erkennbar
Technische Daten
Die 1709 neu gebaute Rainprugg (eingedachte, dreijochige Holzbrücke) soll eine Länge von 24.5 Metern und eine Breite von 1,3 Metern gehabt haben. 1857, während der Erstellung des Franziszeischen Katasters, war die Rainprugg bereits nicht mehr an dieser Stelle vorhanden, sichtbar waren nur noch die Wegspuren. Ähnliche Abmessungen hatte der nach 1925 errichtet Drahtsteg, der „Rainersteg“.[3] Der Steg befand sich vermutlich etwa 6 Meter über dem Wasser (auf rund 500 m ü. A.). Die Weißach befindet sich an dieser Stelle auf etwa 494 m ü. A.
Geologie und Gefährdung
Der Steg stand auf der Krumbacher Seite auf Weißach-Formation und Schweizer Äquivalent, bestehend aus Mergel und Kalksandstein. Auf der Dorener Seite ist der Hang in Bewegung (Schluff, Sand, Kies, Steine, Blöcke). Im Bereich des Stegs besteht hohe Hochwassergefährdung, Überflutung bei einem 30-jährlichem Hochwasser ist möglich. Es besteht in diesem Gebiet Rutschanfälligkeitsklasse 3 (mittlere bis hohe Anfälligkeit zu Rutschungen).
Gemäß ÖNORM EN 1998-1 besteht in diesem Gebiet die Erdbebenzone 1 (Grad VI) und es sind leichte Gebäudeschäden möglich.[5]
Einzelnachweise
- ↑ Die Gemeinde Doren entstand erst 1847 als eigenständige politische Gemeinde.
- ↑ Stefan Hertnagel: “Wege und Stege im Norden des Bregenzerwaldes“ in Vorarlberger Volksblatt vom 18. April 1950, S. 5.
- ↑ 3,0 3,1 Doren 1847 – 1997, herausgegeben von der Gemeinde Doren, Doren 1997, S. 56 f.
- ↑ Jahrbuch des Vorarlberger Museumsvereines, Bregenz, Webseite: digishelf.de, abgerufen am 29. Oktober 2025.
- ↑ Abfrage Natural Hazard Overview and Risk Assessment Austria vom 30. Oktober 2025.
47.4847279.88256Koordinaten: 47° 29′ 5″ N, 9° 52′ 57″ O